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Gesundheit
24.12.2021

T-Zellen verhindern schwere Omikron-Verläufe

Als zweite Verteidigungslinie gegen das Eindringen eines Coronavirus werden die T-Zellen aktiv
Als zweite Verteidigungslinie gegen das Eindringen eines Coronavirus werden die T-Zellen aktiv Bild: shutterstock.com
Die europaweit mit unfasslicher Geschwindigkeit auf dem Vormarsch befindliche Omikron-Variante des Coronavirus kann die Antikörper bei Genesenen und Geimpften offenbar teilweise umgehen. Nicht aber die T-Zellen.

Wie die Zahlen aus Grossbritannien beweisen, wo die Omikron-Mutante sich innert weniger Tage derart ausgebreitet hat, dass sie jetzt schon für den überwiegenden Teil der Coronainfektionen verantwortlich ist, ist diese neue Virusvariante viel ansteckender als seine Vorgänger. In den sieben Tagen bis zum 18. Dezember hätten die Fälle im Vergleich zur Vorwoche um 44,4 Prozent zugenommen, teilte die englische Regierung mit. Für Samstag meldete Grossbritannien 90.418 Covid-19-Neuinfektionen und 125 Tote.

Viele Experten und Politiker warnen derzeit: «Mit Omikron kommt keine Welle auf uns zu, sondern eine Wand." Und der Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit sowie als stellvertretender Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG Patrick Mathys bestätigt, dass die Virusmutante schon massiv in der Schweiz angekommen ist: «Der Anteil an Omikron bei Coronaerkrankungen beträgt in der Schweiz bereits zehn bis zwanzig Prozent.»

Häufig kein Impfschutz gegeben

Erste Daten zeigen auch, dass zumindest bei einer Zweifachimpfung der Impfschutz häufig nicht gegeben ist. Doch es gibt auch gute Nachrichten. Wie im Labor festgestellt, lösen die sogenannten T-Zellen bei geimpften Menschen eine starke Abwehr gegen die Variante aus. Was schwere Verläufe, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle meist verhindern kann.

Die Antikörper, auf die man sich bei der Immunabwehr von Genesenen und Geimpften konzentriert hatte, sind die «erste Verteidigungslinie» des Körpers. Sie eliminieren Viren, wenn sie sie denn erkennen können, noch bevor diese die gesunden Zellen befallen. Und sind daher für den Infektionsschutz zuständig. Was aber bedeutet: dadurch das Omikron seine Wiedererkennung durch die Antikörper teilweise unterlaufen kann, kommt es auch zum beobachteten starken Anstieg der Neuinfektionen.

Verminderte Antikörperabwehr

Dazu trägt natürlich auch bei, dass sich Omikron durch die verminderte Antikörperabwehr in den Bronchien viel stärker vervielfältigt, als die bisherigen Coronavarianten. Und der betroffene Mensch daher viel mehr Viren über die beim Sprechen, Singen, Niesen, Lachen und Schnarchen frei werdenden Aerosole verteilt.

Aber die Antikörper stehen nicht allein im Kampf der Immunabwehr gegen Eindringlinge. Sie sind nicht die einzigen wichtigen Akteure in der Immunantwort einer Person auf das Virus. Mehrere Untersuchungen deuten nun darauf hin, dass die T-Zellen ähnlich stark auf Omikron anschlagen wie bei den vorherigen Varianten, etwa Delta.

T-Zellen und Proteinfragmente

Eine südafrikanische Forschergruppe der University of Cape Town setzte T-Zellen von 16 Personen, die bereits mit Pfizer-Biontech doppelt geimpft wurden, in einem Experiment im Labor den Proteinfragmenten der Omikron-Variante aus. Das Ergebnis: Die T-Zellen reagierten ungefähr 70 Prozent so stark wie gegen die ursprüngliche Virusform.

»Die gute Nachricht ist, dass die T-Zell-Antworten auf Omikron weitgehend aufrechterhalten werden«, sagte Wendy Burgers von der University of Cape Town laut »New York Times« in ihrer Präsentation während eines letzten Mittwoch wegen Omikron anberaumten WHO-Treffens.

Ähnlich gut erkannt wie bei vorherigen Varianten

US-Wissenschaftler wie Alessandro Sette vom kalifornischen La Jolla Institute for Immunology und Andrew Redd vom National Institutes of Health berichteten über ähnliche Beobachtungen. «Trotz der vielen Mutationen von Omikron weden die Proteinfragmente von T-Zellen ähnlich gut erkannt wie bei vorherigen Varianten.»

Diese in aller Dringlichkeit durchgeführten Untersuchungen im Labor liefern keine endgültige Gewissheit. In der Praxis muss sich noch zeigen, wie gut der Schutz vor schwerer Krankheit tatsächlich ist. Eine auch gegen Omikron stabile T-Zell-Antwort könnte aber erklären, warum die Variante bislang für eher milde Krankheitsverläufe sorgt.

Fragmente viraler Proteine

T-Zellen können als sogenannte Gedächtniszellen des Körpers lernen, Fragmente viraler Proteine ​​zu erkennen, die auf der Oberfläche einer infizierten Zelle sitzen. Die T-Zellen töten dann die infizierte Zelle ab oder alarmieren das Immunsystem, um einen stärkeren Angriff gegen das Virus zu starten. Das Virus wird im besten Fall gestoppt, bevor es sich ausbreiten kann und spätestens, bevor es zu einem schweren Krankheitsverlauf kommt.

Weil der Feind, also der Virus, jederzeit erneut auftauchen könnte, patrouillieren auch Monate nach einem »Angriff« diese T-Zellen durch den Körper. Erkennen diese das Virus erneut, greifen sie selbst an oder sorgen abermals für Verstärkung.

Eine Art Fahndungsfoto

Ausser den T-Zellen spielen auch sogenannte B-Zellen eine wichtige Rolle bei der langfristigen Immunität. Sie verfügen über eine Art Fahndungsfoto des Coronavirus, mit dem sie alle Eindringlinge im Körper abgleichen, denen sie begegnen. Erkennen sie das Virus, produzieren sie erneut passgenaue Antikörper, die den Erreger ausschalten.

rheintal24/gmh/uh/stgallen24
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