Es tönt wie ein schlechter Scherz: Weil die neuen Batteriegelenktrolleybusse der VBSG eine zu geringe Akkukapazität haben, um bei kaltem Wetter die ganzen fahrleitungsfreien Strecken autonom zu fahren, werden sie bis im Frühling aus dem Verkehr gezogen und durch alte Dieselbusse ersetzt.
Diese wurden glücklicherweise noch nicht wie geplant ins Ausland verkauft. Publik gemacht hat die Schildbürgerei das «Tagblatt». Die VBSG selbst hatten darüber vornehm geschwiegen.
Problem 1: Zu kleine Akkus
Die Batteriebusse können zwar ohne Fahrleitungskontakt fahren – aber nicht allzu weit. Zwischendurch müssen sie durch Kontakt zur Fahrleitung immer wieder aufgeladen werden, um dann die Strecken ohne Oberleitungen autonom fahren zu können.
Das klappt bei warmen Temperaturen problemlos, wenns kälter wird, aber nicht. Denn die Hälfte der Akkuenergie wird benötigt, um den Bus zu beheizen und Geräte mit Strom zu versorgen.
Betroffen sind die Linien 3 (Abtwil-Heiligkreuz), 4 (Abtwil-Wittenbach) und 6 (St.Georgen-Heiligkreuz).
Problem 2: Zu halsstarrige Anstösser
Insgesamt sind noch 4,5 km nicht elektrifiziert. Das möchten die VBSG so rasch als möglich nachholen, dürfen aber nicht: Weil sich einige Anstösser weigern, an ihrer Hausfassade Haken für die Befestigung zuzulassen, ist das Projekt blockiert.
Die VBSG wollen gemäss Tagblatt die Probleme mit den Widerständlern immer noch im Gespräch lösen. Sollten keine Einigungen erzielt werden, bliebe noch der Weg übers Bundesamt für Verkehr, welches das Nutzungsrecht der VBSG für die Anbringung der Fahrleitungen erzwingen lassen könnte.
Jeweils über 80 Prozent der St.Galler Stimmberechtigten haben übrigens den beiden Etappen der VBSG-Flottenerneuerung zugestimmt. Darin enthalten waren der Ausbau des Fahrleitungsnetzes auf den Linien 3, 4 und 6 sowie total 35 Batteriegelenktrolleybusse, von denen seit Anfang 2021 die ersten auf den St.Galler Strassen unterwegs sind – oder besser: waren.