Am 2. Dezember veröffentlichte das Migrant Solidarity Network (MSN) einen anonymen Bericht von Asylsuchenden, die im Ausreise- und Nothilfezentrum Sonnenberg in Vilters im Kanton St.Gallen untergebracht sind.
Die darin geschilderten Zustände im Zentrum würden grundlegende Probleme im nationalen und kantonalen Asylwesen verdeutlichen: Die Menschen im Zentrum würden kein Geld, sondern nur Sachabgaben erhalten. Ihr Essen werde zu fixen Zeiten geliefert, ausserhalb davon gebe es keine Möglichkeiten zum Selberkochen und keinen Zugang zu Lebensmitteln, was besonders für Familien mit Kindern belastend sei, schreibt die St.Galler SP-Präsidentin Andrea Scheck in einem Blogbeitrag.
Für die untergebrachten Menschen fehle jegliche Möglichkeit, über sich selber oder ihre Umstände zu bestimmen, teilweise über eine sehr lange Zeit hinweg. Die Folgen seien nicht selten psychische Probleme, Depressionen, Schlafstörungen und Hoffnungslosigkeit.
«Praxis ist Schikane»
Für die SP sei die Situation exemplarisch für die Fehler des Schweizer Asylsystems als Ganzes: Die Nothilfestrukturen – wie das ANZ Sonnenberg – wurden ursprünglich für eine wenige Monate dauernde Vorbereitung der Ausreise konzipiert. Alle Regelungen seien darauf angelegt, die Lage für abgewiesene Asylsuchende möglichst unangenehm zu machen und sie gegen ihren Willen zur Ausreise zu bringen: Entzug der Sozialhilfe und Erbringung von Nothilfe in Sachleistungen, abgelegene Unterkunft mit wenig Kontakt zur Umwelt, enge Platzverhältnisse, kaum Perspektiven oder Möglichkeiten zur Selbstentfaltung.
«Aus Sicht der SP ist diese Praxis eine Schikane, die am Ende keinen Zweck erfüllt. In der Realität verbleiben Personen mit abgelehntem Asylentscheid oft viel länger als geplant in den Zentren. Denn auch wenn die Rückführung in ein anderes Land von Seiten des Staats als zumutbar eingeschätzt werde, sei für viele Asylsuchende klar, dass das Leben dort weder sicher wäre noch mehr Perspektiven bieten würde», heisst weiter.