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Stadt St.Gallen
14.12.2021
14.12.2021 14:28 Uhr

St.Galler Kurzfilm zeigt Ende von Corona

Szenen aus dem Kurzfilm «Superchief 2021 – Pandemic Patrol»
Szenen aus dem Kurzfilm «Superchief 2021 – Pandemic Patrol» Bild: Screenshot youtube.com
Irgendwann wird die Pandemie vorbei sein. Und wie sie beendet wird, hat Noel Koller, Videoproduzent aus St.Gallen, in einer Parodie verfilmt. Warum er dabei in die 80er-Jahre reiste, hat er im stgallen24-Interview erzählt.

Die Pandemie ist vorbei, ein Grossvater wirft neues Holz in den Ofen, läuft zum Fenster und stopft seine Pfeife. Währenddessen wühlt sein Enkel in einer alten Kiste und holt diverse Gegenstände hervor. Darunter ist auch ein alter Zeitungsartikel. «Trotz Corona: Europas grösste Hotelkette will in der Schweiz expandieren» heisst die Schlagzeile. Daraufhin fragt der lustig eingekleidete Enkel seinen Grossvater: «Grandpa, what's Corona?» So beginnt der «trashig-lustige» Kurzfilm «Superchief 2021 – Pandemic Patrol» von Noel Koller.

Schon als Kind von Filmen fasziniert

Der 26-jährige Videoproduzent kommt ursprünglich aus Herisau, lebt seit ein paar Jahren in St.Gallen. Darum sind auch einige Szenen im Kurzfilm in der Gallusstadt gedreht worden. Bewegte Bilder haben Noel Koller schon seit er acht Jahre alt war fasziniert. Doch eine Lehre hat er als Kaufmann mit Berufsmatura abgeschlossen. «Aber ich wusste, dass ich mehr in den kreativen beziehungsweise technisch-gestalterischen Videobereich will.» Daraufhin hat er 2016 an der RSS Medienschule eine einjährige Ausbildung zum Video-Journalist abgeschlossen.

Nach der Ausbildung war er dann als Freelancer tätig. 2020 gründete Noel Koller mit drei Freunden eine «kreativ-Werkstatt-Full-Service-Agentur mit Schwerpunkt Video- und Filmproduktion» – oder kurz auch Xeeh. Heute hat das junge Unternehmen aus Arbon bereits mehr als zwölf Mitarbeiter und darf unter anderem Raiffeisen, das Figuren Theater St.Gallen und die Energieagentur St.Gallen zu seinen Kunden zählen.

Noel Koller mit der Kamera. Bild: XEEH GmbH

Rückblick auf die Pandemie als Parodie

Dass Koller nun einen eigenen Kurzfilm im 80er-Stil zum Thema Corona gedreht hat, habe sich laut ihm einfach so ergeben. «Grundsätzlich will ich einmal pro Jahr ein privates Projekt machen, bei dem ich auch Ambitionen und Spass habe.»

Einen Film im 80er-Jahre-Stil wollte Koller nicht nur drehen, weil es momentan im Hype ist. Viele Filme, die den Filmfanatiker von klein auf geprägt haben, sind aus den 80er-Jahren. Deswegen stellt er sich einige Szenarien im Kopf auch als 80er-Filme vor. «Schon seit drei Jahren will ich unbedingt ein Youtube-Video im 80er-Stil drehen. Doch jetzt habe ich mir gedacht: 'why not', machen wir einen Kurzfilm daraus.» Obwohl Koller eigentlich mehr Director ist, hat er auch an der Videobearbeitung mitgebastelt. Es habe besonders Spass gemacht mit den Farben aus den 80ern zu spielen. 

Das Thema Corona ist ihm erst während seines halbjährigen Austausches in Portugal eingefallen. Das Virus ist eigentlich nur zweitrangig im Film, aber dennoch «parodiemässig» besiegt. Wichtig war ihm vor allem, dass es nicht politisch wird: «Ich will weder jemanden ‹ah s'Bei pisse›, noch das Virus verharmlosen.» Ausgearbeitet wurde das Story-Board ebenfalls in Portugal. «Mit ein paar Bieren am Abend ist man bisschen kreativer.»

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Eine No-Budget St.Galler Filmproduktion

Realisiert wurde Pandemic Patrol mit zirka 38 Personen. Drei Monate Planung und acht Produktionstage stecken in dem Projekt – das Budget dafür beträgt allerdings null. Jeder Schauspieler und Unterstützer hat kostenlos mitgemacht. «Darauf bin ich fast am meisten stolz, dass wir das so geschafft haben», sagt der 26-Jährige selbstbewusst.

Noch von Portugal aus hat der St.Galler Videoproduzent angefangen, die verschiedenen Aufträge zu verteilen. «Von Juli bis August waren wir damit beschäftigt, Locations zu suchen, den Drehplan zu schreiben und Drehbewilligungen einzuholen.» Noel selbst schliff währenddessen auch noch ein wenig an der Story.

Umsetzen wollte man das Projekt eigentlich bis Ende August. Doch wegen des Wetters wurde es auf Ende September verschoben. Deswegen kam der Kurzfilm auch erst im Dezember. «Zuerst hatte ich noch Angst, dass das Corona-Thema bis dahin schon wieder vorbei ist, doch wie man jetzt sieht, könnte es nicht aktueller sein.»

«Der Film wird trash»

Wenn man den Kurzfilm einmal gesehen hat, sieht man auch, dass «Back to the Future» die Inspirationsquelle ist. Sogar ein DeLorean konnte für den Film ausgeliehen werden. «Ein DeLorean-Liebhaber aus Degersheim hat uns sein Fahrzeug für alle Drehtage zur Verfügung gestellt, er war auch immer am Set mit dabei – völlig genial und überhaupt nicht selbstverständlich.»

Was einem beim Schauen des Film auch auffallen könnte, sind die teilweise fehl am Platz wirkenden Greenscreens. Dabei handelt es sich nicht um einen Technikfehler, sondern sei so gewollt gewesen. «Schon vom Konzept her haben wir gewusst: Der Film wird trash. Anfangs wollten wir noch, dass technisch alles super standhält. Aber während der Dreharbeiten merkten wir, dass bei einem No-Budget-Projekt irgendwann einfach mal gut ist.»

Die Greenscreen-Szenen wurden schon am Anfang im Studio aufgenommen, weil das Team hinter dem Film auch unbedingt mit Greenscreens arbeiten wollte. «Die eine oder andere Szene wird den meisten aufgrund des 80er-Looks gar nicht auffallen. Aber beispielsweise mit der Szene, bei der die Puppe runterfällt, wollten wir die Trash-Produktion unterstreichen und mit anderen ein wenig den Charm der 80er-Filme wieder aufgreifen. ‹Pandemic Patrol› nimmt sich selber nicht ernst.»

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Nicht das letzte Projekt

Dieses Projekt wird auch auf jeden Fall nicht das letzte von Noel Koller bleiben. «Im Moment ist alles nur mündlich und die Ideen schwirren noch im Kopf umher. Aber über die Weihnachtsferien habe ich Zeit, um mit Kollegen ein neues Drehbuch zu schreiben.» Geplant ist ein Spielfilm, sprich ein Film mit einer Länge von etwa 90 Minuten. Das allerdings mit weniger Umsetzungs-Aufwand, dafür aber mit besserem Schauspiel – und mehr Substanz.

Der Traum vom Herisauer ist es, irgendwann vom Filmemachen leben zu können. «Aber in der Schweiz ist das eher eine schwierige Geschichte. Xeeh sehe ich als Mittel dorthin – natürlich nicht nur als Mittel zum Zweck. Xeeh ist eine Firma, die ich mit Freunden gegründet habe. Es ist ein Projekt von persönlichem Interesse.»

Der junge Videoproduzent könnte sich auch vorstellen, ein Vorreiter der Schweizer Filmszene zu werden. Doch das Ziel im Moment ist es, sein junges Unternehmen weiter auszubauen.

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pez/stgallen24
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