Im dritten Anlauf hat der Bundesrat grünes Licht gegeben: In der Ostschweiz entsteht ein Innovationspark. Als insgesamt sechster Standortträger wird der Switzerland Innovation Park Ost in das Gesamtnetzwerk Schweizerischer Innovationspark aufgenommen. Damit hat ein zentrales Schlüsselprojekt auf der IHK-Zukunftsagenda die entscheidende Hürde genommen und Wirtschaft, Forschung und Bildungsinstitutionen werden künftig besser vernetzt.
Im September wurde nun die Switzerland Innovation Park Ost AG gegründet. Verwaltungsratspräsident dieser rechtlichen Trägerschaft ist IHK-Präsident Roland Ledergerber. Er wird die anstehenden strategischen und operativen Aufbauarbeiten massgeblich vorantreiben.
Adrian Rossi, Projektmitarbeiter der IHK, und Roland Ledergerber, IHK-Präsident und Verwaltungsratspräsident der Switzerland Innovation Park Ost AG, im Gespräch über die Ostschweizer Innovationslandschaft und darüber, welche Rolle der Ostschweizer Innovationspark darin einnehmen soll.
Roland Ledergerber, bis Mai 2021 waren Sie CEO der St.Galler Kantonalbank, nun stehen Sie an der Spitze eines «momentan winzigen Start-ups», wie Sie gegenüber dem «Tagblatt» ausführten. Wie nehmen Sie Ihre neue Aufgabe wahr?
Es ist hochspannend, intensiv und vielseitig und ich erlebe die Innovationsförderung als komplexes und vielschichtiges Thema. Ich vergleiche es mit einem weissen Blatt Papier und es liegt jetzt an uns, ein «wunderschönes und einzigartiges Kunstwerk» darauf zu gestalten. Der Verwaltungsrat bildet diese Komplexität ab: Wir konnten unternehmerische Persönlichkeiten aus den Bereichen Forschung, Unternehmensführung, Digitalisierung, Recht, Steuern und Finanzen gewinnen. Ich bin überzeugt, dass damit ein schlagkräftiges Team die Etablierung des Innovationsparks verantwortet.
Wie geht es nun nach der Gründung mit dem Innovationspark weiter?
Bis Ende 2022 wollen wir die volle Funktionsfähigkeit erlangen. Dies bedeutet zunächst den Aufbau der Geschäftsstelle unter der Leitung von Dr. Hans Ebinger. Ich freue mich, dass wir mit Hans Ebinger einen äusserst fähigen Geschäftsführer gefunden haben, der Forschung und Unternehmertum kombiniert und der über eine langjährige Erfahrung als CEO mit einem breiten Leistungsausweis in für den Innovationspark Ost relevanten Branchen verfügt. Die operative Führung und Gestaltung des Innovationsparks werden für dessen Erfolg absolut zentral sein. Bis 2025 soll der Innovationspark dann seine volle Leistungsfähigkeit erlangen und auf breiter Front Forschung und Wirtschaft miteinander verbinden. So soll bis 2031 die Switzerland Innovation Park Ost AG auch die Gewinnschwelle erreichen und damit finanziell selbsttragend werden. Langfristiges Ziel ist es schliesslich, dass der Innovationspark zu einem unverzichtbaren, wirkungsvollen Ökosystem heranwächst.
Sie sprechen es an: Der Innovationspark will die Innovationsfähigkeit der Region verbessern. Ist die Ostschweiz zu wenig innovativ?
Ganz im Gegenteil: Die Ostschweiz gehört zu den innovativsten Regionen Europas – dies zeigt zum Beispiel das Regional Innovation Scoreboard der EU. Auch in der Corona-Pandemie bewiesen Ostschweizer Unternehmen eine hohe Widerstands- und Anpassungsfähigkeit, was auf eine hohe Innovationsfähigkeit schliessen lässt. Doch noch schwieriger, als an die Spitze zu gelangen, ist es, an der Spitze zu bleiben. Durch die ausgeprägte Exportorientierung ist die Ostschweizer Wirtschaft dem internationalen Wettbewerb besonders stark ausgesetzt. Um in diesem Umfeld bestehen zu können, ist die Sicherung der Innovationsfähigkeit absolut zentral. Das ist die Basis für eine positive wirtschaftliche Entwicklung unserer Region.
Was zeichnet denn die Ostschweizer Innovationslandschaft heute aus?
Zum einen verfügt die Ostschweiz über viel Spitzenforschung auf engem Raum, prominent etwa die Universität St.Gallen, die Empa oder das Kantonsspital St.Gallen. Diese Institutionen betreiben primär Grundlagenforschung. Zum anderen haben wir gerade in der Industrie zahlreiche Technologieführer, zum Beispiel in der Gesundheits- und Medizintechnik sowie der MEM-Branche. Diese Unternehmen sind Experten der Produkt- und Prozessentwicklung, oftmals unterstützt von und in Zusammenarbeit mit der FH OST oder RhySearch. Diese beiden Institutionen spielen im Bereich der angewandten Forschung und im Wissenstransfer eine wichtige Rolle.
Abschliessend noch in einem Satz: Wieso soll sich ein Unternehmen am Innovationspark beteiligen?
Weil die Innovationskraft der Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit und damit den Wohlstand des Werkplatzes Schweiz ist, weil jedes Unternehmen von Innovation direkt profitiert und weil es mit einer Beteiligung am Innovationspark eigenverantwortlich einen Beitrag für eine zukunftsfähige und attraktive Ostschweiz leisten kann.