Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland Agenda
Stadt St.Gallen
05.12.2021
03.12.2021 17:41 Uhr

Weihnachtskrimi: Licht in der Nacht

Die Handlungen spielen in der Gallusstadt
Die Handlungen spielen in der Gallusstadt Bild: zVg
Der St.Galler Autor Théo Buff präsentiert regelmässig Lese-Häppchen aus seiner Trilogie «Mord in Sankt Gallen und andere Geschichten». Heute – passend zum zweiten Advent – aus seinem Weihnachtskrimi «Endzeitzauber. Im Eiszeitland».

Folge 1 von «Endzeitzauber. Im Eiszeitland»

Endzeitzauber erschien im November 2019 und spielt in der Altstadt, im Klosterbezirk und in der Mühlenenschlucht einem naturbelassenen, mystischen Ort, wild und unberührt. In dieser durchaus romantischen Umgebung geschehen kurz hinter einander zwei Morde – Sankt Gallen graut‘s, und das zur Weihnachtszeit. Schneegestöber. Eisiger Wind. Endzeitzauber im Eiszeitland. Jahre zuvor war hier schon einmal eine junge Frau verschwunden und nie mehr aufgetaucht.

Kommissar Bert Häfeli und sein Assistent Max Kraienbühl arbeiten nach eigenem Gusto, im Sankt Galler Amtshaus, mitten in der Altstadt. Die Geschichten sind historisch und satirisch gewürzt; auch das von Sankt Gallerinnen und Sankt Gallern gelegentlich wahrgenommene Gefühl der peripheren oder gar bedeutungslosen Lage ihrer Stadt schimmert da und dort durch diffuse Ängste und Minderwertigkeitsgefühle.

Doch wer und wo sind die Mörder? Sankt Gallen – eine Mörder­grube, so etwas geht natürlich gar nicht. Und so wird der Poli­zeivorstand zusehends nervös.

Licht in der Nacht.

Weihnachten stand vor der Türe. Seit Wochen bemühten sich die Mitarbeiter der Stadtwerke, die Weihnachtsbeleuchtung zu mon­tieren, mit Kranwagen, Hebebühnen, Sterne in fahlem Licht an die Drähte zu hängen, welche während des gesamten Jahres die Altstadt verhängten, verdrahteten, verunstalteten und viele ver­ärgerten, so auch Häfelis Lieblingsnachbarn: Gottfried P. Hu­gelshofer, Bankdirektor und Oberst im Generalstab, die Generalnervensäge und seine Frau, Trudi, sowie die pensionierte Sängerin und Sammlerin von Weihnachtsschmuck aller Art, Dorothea Engels, begannen frühzeitig und meist zeitgleich, ihre Gärten zu schmücken. Aufzurüsten, wäre wohl richtig gesagt. Überkandideltes Mini-Disneyworld.

Nun ja, Weihnachten kommt immerhin jedes Jahr. Dagegen ist nichts einzuwenden. Wie hiess die städtische Weihnachtsbe­leuchtung schon wieder: aller Schrott, alter Stern, aller Unfug, aller Engels Gnaden vor dem Verlöschen? Billig war das Projekt nicht gewesen, soviel war definitiv. Und am Dreikönigstag be­gannen die Stadtwerke wie jedes Jahr damit, die Lichterpracht wieder auf Paletten zu versorgen, zu verschachteln, fein säuber­lich geordnet und durchnummeriert. Mit riesigem Aufwand. Vol­ler Vorfreude auf die nächste Weihnachtsparty.

Glücklicherweise spaltete bisher noch keiner dieser Sternen­schweife einem darunter flanierenden, sich zufällig in Weih­nachtslaune befindenden Passanten den Kopf. Vorsicht, es könnte auch eine Passantin treffen.

Bliebe noch über den Christbaum vor dem Kloster zu frotzeln, meist eine möglichst grosse, aber kommune Rottanne, die Hinz oder Kunz aus seinem Garten günstig wegbedingen wollte, die dann immer gegen Ende November per Helikopter angeflogen und anschliessend von KunstgewerblerInnen mehr oder weniger fantasievoll geschmückt wurde, um am ersten Advent eingesun­gen zu werden. Wieso über Christbäume lästern, es gab ja genug davon, im Wald, und in neuerer Zeit auch immer mehr aus Plas­tik, Feuer abweisend, in der Tendenz, aber doch grün, immergrün sogar, und kostensparend auch noch. Angeblich.

Allerhand.

Auch über den Sankt Galler Weihnachtsmarkt, der leider ebenfalls nicht so richtig vom Fleck kam – wie die erhoffte Heirat der Stadt St. Gallen mit ihren Agglomerationsgemeinden – liesse sich trefflich weinen. Das Ambiente fehle, verglichen mit anderen Weihnachtsmärk­ten, ausser am überfüllten Glühweinstand. Da war Ramba Zamba angesagt, OLMA-Feeling, wie am Sankt Galler Fest und anderen lokalen Paarungsanlässen.

Sich ärgern, weil der Weihnachtsmarkt nicht wie immer wieder verlangt zum Kloster hinaufführte, zum UNESCO Weltkulturerbe? Na ja. Das war dem Bischof nun doch alles zu nahe bei seiner Residenz. Touristen kämen ohnehin nur wenige. Und die Sankt Gallerinnen gehen ebenso ohnehin fremd: In Basel, Konstanz, München, Strassburg. Oder wo auch immer. An Weihnachtsmärkte.

Aber nicht in Sankt Gallen.

Und was hat denn Saufen mit Weltkultur zu tun – und mit Weih­nachten?
Nichts. Gar nichts.

Auch nicht am Weihnachtsmarkt. Dieser gut gemeinten Lichter­bühne. Mit vielen Kerzen, und anderen Statisten.

Also gut.

Gut riecht es hier, nach Glühwein, Gerstensuppe und Grappa. Zimt. Nach Würsten und Chäschüechli. Tannechres und Tan­nezapfe.
Nach Hektik, verlorenen Ideen, gescheiterten Beziehungen und noch nicht geborenen Geschenken.

Merde.

Gefühle. Romantik. Friede.
Frieden?
Geplant. In diesem Theater.
Vielleicht nächstes Jahr?
Nach Weihnachten.
Immerhin.

 

  • Autor Théo Buff Bild: zVg
    1 / 2
  • Bild: zVg
    2 / 2

Über den Autor

Geschichtenerzähler. Original. Verwirrspieler. Philosoph. Historiker. Märchenfreund. Bücherwurm. Reisender. Lebenskünstler. Geniesser. Liebt Wortkreationen und Spiele. Üppig und opulent. Scharfzüngig. Mit Schalk.

Lic. phil. hist., Universität Bern. Bürger von Speicher AR. Geboren am 10. Mai 1956 in Sankt Gallen und dort aufgewachsen. Hier beschult, ohne echte Begeisterung. Aber sorgfältig und zuverlässig. Lebensschulen: zwei Berufslehren, Militär, Zweitwegmatura. Studierte in Bern und Sevilla Neuere Geschichte, Staatsrecht, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte/Politologie, und Soziologie und Sozialpsychologie.

Lehrbeauftragter Allgemeinbildende Fächer am GBS Sankt Gallen. Herzblut-Journalist beim St.Galler Tagblatt.

Meist linke Hand des Bauvorstands der Stadt Sankt Gallen (Bausekretär-Stellvertreter). Engagierter Hofnarr, auch dazu braucht’s Galgenhumor. Und nicht zu knapp. Mentor und Autor verschiedener Publikationen über seine Stadt. Heute im Unruhezustand. Aber weiterhin fröhlich. Und auf den Krimi gekommen.

Die Trilogie Mord in Sankt Gallen und andere Geschichten ist im Buchhandel oder direkt beim Autoren (theo.buff@bluewin.ch) erhältlich.. Mehr auch unter www.theobuff.ch

Théo Buff, Autor
Demnächst