«Le Bleu du caftan» nimmt uns mit nach Marokko, in den Alltag des liebevoll verheirateten Ehepaars Mina und Halim. Sie stellen den Lehrling Youssef in ihre Kaftan-Schneiderei ein – und Halims heimlich ausgelebte Homosexualität flammt unwillkürlich auf. 2022 in Cannes prämiert zeigt die Regisseurin eine behutsame Auseinandersetzung mit in ihrer Heimat Marokko herrschenden Tabus.

Aus und von nicaraguaischer Hand gemacht spielt «La hija de todas las rabias» im bitterarmen, zentralamerikanischen Land. Mutter Lilibeth und Tochter Maria leben am Rand einer Abfalldeponie, die zugleich als Arbeitsplatz fungiert. Lilibeth bringt ihre Tochter zu einer Müllhalde, wo auch Maria für einen Hungerlohn Hand anlegen soll. Das mütterliche Versprechen, ihr Kind wieder abzuholen, wird nicht eingelöst und Maria macht sich mit ihrem Leidgenossen Tadeo auf die Suche von Lilibeth.

In diesem Jahr neu erschienen ist die Geschichte vom Weissrussen Aleksei, der nach Frankreich flüchtet und in der Fremdenlegion landet. Im fernen Kongo trifft er auf den Ökoaktivisten Jomo. Es ist die Begegnung zweier Männer mit unterschiedlichen Träumen – der Eine will ein guter Soldat sein, der Andere möchte ein guter Tänzer werden. «Disco Boy» beleuchtet auch die Auswirkungen von Europas industrieller und militärischer Präsenz in Afrika.

«Les chansons d’amour» ist ein Liebesfilm durch und durch: Eine Dritte im Bunde soll die Beziehung zwischen den Parisern Julie und Ismaël auffrischen – also wird Alice ins Bett geholt. Zwischenmenschlich flammen neue Gefühle auf, bis das Schicksal Julie aus dem Leben reisst. Ismaël versucht verzweifelt, seine Trauer in den Griff zu kriegen. Da bahnt sich von unerwarteter Seite eine neue Liebe an.

Der jüdische Schauspieler Gad Elmaleh kehrt nach einem Aufenthalt in Amerika zurück zu seiner Familie in Paris. Sein Ziel: Er will zum Katholizismus konvertieren. Gad scheitert daran, sein Vorhaben geheim zu halten, als seine Mutter eine unerhörte Madonnenfigur in seinem Gepäck entdeckt. Familie, Freunde und ein Rabbi sollen ihn stoppen. «Reste un peu» ist die komödische Biografie des Marokkaner Gad.

Zum einzigen Mal wird am 12. August «The Wedding Banquet» gezeigt und damit die Dreiecks-Mischung sogleich abgeschlossen. Der taiwanesische Yuppie Wai-Tung hat in New York als Immobilienmakler Karriere gemacht und lebt mit seinem Freund Simon in Manhattan. Jedoch wünschen sich seine Eltern einen Enkel. Yuppie arrangiert eine Scheinehe mit einer befreundeten Malerin – das opulente Hochzeitsbankett sorgt für emotionales Chaos.