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Stadt St.Gallen
29.06.2023

Kurdische Traditionen in der Kunst Halle erforscht

Melike Kara, Kiillim of Seneh, 2021.
Melike Kara, Kiillim of Seneh, 2021. Bild: Mareike Tocha.
In ihrer Ausstellung «Eminde's Garden» ab dem 8. Juli wird die Kunst Halle zu Melike Karas visuellem Archiv. Kara geht der eigenen Familiengeschichte und der verschwindenden kurdischen Geschichte nach.

Melike Kara (*1985, lebt und arbeitet in Köln/DE) entwickelt ihr malerisches Werk neben dem Schreiben von Gedichten und der Herstellung von Skulpturen, Videos und weiteren Medien. Bezeichnend für ihre Malerei ist der experimentierfreudige Umgang mit Oberflächen, die beispielsweise mit dicken Ölpastellen behandelt werden oder die Verwendung von fremden Materialien wie Textilien.

In ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung in der Schweiz setzt Kara ihre Erforschung kurdischer Traditionen und Fragen nach Historisierung, Tradition und Gemeinschaft fort. In einer grossflächigen Installation wird sie ortsspezifische Arbeiten realisieren, die die Räume der Kunst Halle St. Gallen in ihr visuelles Archiv verwandeln.

Die Ausstellung «Emine`s Garden» – ein Verweis auf den Garten ihrer Grossmutter – ist so komplex wie auch unmittelbar. Fotografische Abdrücke, Leinwände und Interventionen aus Gips verbinden sich zu einer raumgreifenden Installation. Die Fotografien stammen von Familienmitgliedern und Karas erweitertem Beziehungsnetzwerk, die die Künstlerin in einem Archiv fortlaufend zusammenträgt.

Melike Kara, bijar blossom, 2023. Bild: Mareike Tocha

Einem Teppich gleich werden die fotografischen Abdrücke den Boden der Kunst Halle bedecken. In Verbindung mit den Gemälden, in denen Kara ihre ganz eigene Bildsprache artikuliert, offenbart sich die Installation als eine Reihe von Meditationen über kollektive Bilder. In der Sammlung und Neuanordnung des materiellen Erbes, sowie der Kombination mit gestisch-abstrakten Kompositionen entfaltet sich der persönliche Blick Karas als intime Erzählung der eigenen Familiengeschichte und der visuellen Kultur der kurdischen Diaspora.

Die grossflächige Besetzung des Raumes vollzieht sich als intime und zugleich politische Geste. So wird der im Verschwinden begriffenen Bevölkerung, deren Kultur nur durch informelle Kanäle und mündliche Überlieferungen aufrechterhalten wird, und ihrer Geschichte, Sichtbarkeit verliehen.

Angelehnt an verschiedene Webtechniken und Bräuche, abstrahiert, schichtet und verwebt Kara in der Ausstellung ihre Familiengeschichte mit kurdischen Tapisserie-Motiven aus verschiedenen Regionen und Stämmen. Die Mehrdeutigkeit zwischen Abstraktion und Figuration, Individuum und Kollektivität, die in diesen Teppichen angelegt ist, konstituiert sich in der räumlichen Anordnung – aber auch als Besonderheit ihrer Gemälde zu einer visuellen Zeugenschaft einer kollektiven Bildsprache und zugleich der ganz eigenen der Künstlerin.

Eröffnung und Sommerfest am Freitag, 7. Juli, um 18 Uhr.

Letzter Tag am Sonntag, 24. September.

sir/pd
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