Landwirt Reto Eisenhut aus Lütisburg hat mit der Homöopathie bei seinen Kühen gute Erfahrungen gemacht. Er kann damit manche Behandlung mit Antibiotika vermeiden, aber er muss auch die Grenzen der homöopathischen Behandlung erkennen. Dabei unterstützen ihn Berater des Vereins Kometian.
Angefangen hat es bei Eisenhut damit, dass ihm Berufskollegen aus der Nachbarschaft von ihren Erfahrungen mit der Homöopathie erzählten. Daraufhin besuchte er vor rund zehn Jahren einen Kurs zur Homöopathie bei Nutztieren am Landwirtschaftlichen Zentrum St.Gallen (LZSG) in Flawil. Im Kurs inbegriffen war die homöopathische Stallapotheke mit den gebräuchlichsten 64 Arzneimitteln und das dazu gehörige Handbuch, um bei Krankheiten möglichst rasch reagieren zu können.
Zuerst verwendete er die Arzneimittel nur für nicht akute Krankheiten wie leichten Durchfall, Wunden etc. Gute Erfahrungen machte er auch mit Mitteln, die sich auf das Verhalten der Tiere auswirkten. Chamomilla zum Beispiel hatte einen beruhigenden Einfluss auf frisch gekalbte Rinder, die das erste Mal gemolken wurden.
Erfolg verlieh Mut
Der Erfolg machte ihn mutiger. Er wendete homöopathische Mittel auch bei einer Kuh an, die an einem Euterviertel eine Entzündung aufwies. Normalerweise behandelt der Tierarzt die kranke Kuh mit Antibiotika. Tatsächlich wurde das Viertel innerhalb einer Stunde nach Eingabe der Arznei lockerer. Die Entzündung ging kontinuierlich zurück, das Euter wurde ohne Antibiotika-Einsatz wieder gesund. «Das war ein Schlüsselerlebnis für mich», sagt Eisenhut. Ohne fachliche Beratung hätte er es aber nicht gewagt, fügt er an. Er hatte nämlich zuvor die Hotline von Kometian angerufen und dort um Rat gefragt.
Die Kuh muss rasch auf Arznei reagieren
Kometian ist eine Vereinigung von homöopathisch geschulten Tierärzten und Tierheilpraktikern, die rund um die Uhr telefonisch eine komplementärmedizinische Beratung bieten. Eisenhut ist seit anderthalb Jahren Mitglied bei der Vereinigung. Kürzlich stand Kuh Gina an einem Sonntagmorgen als einzige im Stall nicht auf und wollte nicht fressen. Sie war leicht gebläht und hatte offenbar Bauchweh.
Zuerst versuchte es der Landwirt mit Hilfe des Handbuches mit Colocyntis, ein Mittel gegen Kolik. Da es nur vorübergehend half, rief er am Abend die Hotline an. Nicole Studer, die Tierärztin, die an diesem Tag Dienst hatte, riet ihm, Nux Vomica einzugeben, ein Mittel, das oft bei Magen-Darm-Störungen hilft. Die Kuh stand danach auf und es sah nach Besserung aus.
Am folgenden Morgen war der Zustand der Kuh allerdings wieder schlechter, sie frass wieder nicht und stand mit aufgekrümmten Rücken da. Der Landwirt schickte der Tierärztin ein Video, das er mit seinem Handy gemacht hatte. Die Bauchkrämpfe deuteten auf einen Fremdkörper im Pansen hin, aber die Kuh hatte kein Fieber, wie es dabei in der Regel der Fall ist. Die Tierärztin riet, Bryonia und Ignatia zu verabreichen.
«Jetzt muss es in zwei Stunden weg sein oder es braucht den Hoftierarzt», sagte Studer dem Landwirt. Tatsächlich reagierte die Kuh schnell. Sie stand wieder auf und es ging ihr im Laufe des Tages immer besser. Am anderen Morgen rief die Tierärztin dem Landwirt an. Gina sei wieder in Ordnung, teilt er erleichtert mit. Was die Ursache für die Kolik war, liess sich in diesem Falle nicht feststellen. Vielleicht ein Kraut wie Herbstzeitlose oder ein Fremdkörper im Futter, der zu einer Infektion und Entzündung des Bauchfells führte.